Blickwechsel
CreativeCommons
Horst Willenberg
Essen und Bielefeld
* 1954
Künstlerisch tätig seit 1968
Zur Postkartengalerie
--->   Fractal AURA

Der Vollständigkeit halber

wird mitgeteilt, dass nicht alle

Informationen vollständig sein können.

Blickwechsel

Der Wissenschaftsbetrieb aus der Sicht eines ungelernten Verbrauchers

 

Warum gefühlte Vernunft und nicht vernünftige Gefühle?

 

Weltanschauungen, die sich durchsetzen, münden in Lehrmeinungen. Nicht das Gegeneinander, sondern das Zusammenwirken von vernünftigen Gründen und gefühlsbetonten Annahmen schafft die notwendigen Grundlagen, im Chaos der Meinungen die Tendenzen zur gemeinsamen Ordnung aufzuzeigen. Der Begriff „aktuelles Weltbild“ gibt nicht mal eine Ahnung davon wieder, wie flüchtig eine noch so zusammenhängende, in sich schlüssige Annahme oder Vorstellung sein kann. Definiert als derzeit tragfähiges Bündel von theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden war und ist jedes Weltmodell der Keim seiner eigenen Widerlegung.

 

Obwohl durch und durch uneinheitlich gibt es seit langem eine globale Wissensgesellschaft. Heutzutage ist das jener Teil der Menschheit, der direkt oder indirekt, mehr oder weniger Zugriff auf die Ressource Internet hat und sie als Lehr- und Lernmaschine erfährt und/oder begreift.

 

Um das Internet in seiner Wirkungsfähigkeit als inzwischen bestimmendes Sichtfenster auf die Welt zu verstehen ist es notwendig, es als eine Mega-Maschine zu begreifen, einen quantitativ und qualitativ neuen Teilnehmer im militärisch-wirtschaftlich-politischen Machtkomplex, dessen Mega-Maschinen bisher gradlinig und führungsorientiert auftreten. Auch das Internet ist eine Mega-Maschine, deren Konstruktion, Funktion und Nutzung tatsächlich in einer strengen Rangfolge verwaltet werden könnte. Um den Preis, dass niemand mehr das Potenzial des Internets ausloten, erforschen und auszuwerten in der Lage wäre.

 

Diese Mega-Maschine ist, neben vielen anderen ihrer Erscheinungsformen, die derzeitige Ultima Ratio einer von Menschen geschaffenen Zusammenkunft zum Zwecke der Ideenfindung. Das Internet ist jener eine archimedische Hebel, der die Welt des Informationszeitalters aus den Angeln hebt. Eine Sichtbarwerdung des Marktplatzes der Demokratie. Und gleichzeitig der gefährlichste Ort der Welt, weil die Machteliten große Versammlungen als potenzielles Angriffsziel von Propaganda und notfalls Gewalt betrachten, wenn sie als Pool ihrer Datensammelwut ausgedient haben.

 

Ein Blick auf die globale Wissensgesellschaft zeigt alles andere als eine gleichartige Masse – eher das völlige Gegenteil. Es gilt herauszufiltern, was diese in sich grundverschiedene Masse von Individuen nicht nur gemeinsam haben, sondern was alle miteinander verbindet.

 

Es gibt genug Spezialisten, die Laien die Wissenschaft erklären. Es wird Zeit, dass Laien den Mut finden, Spezialisten ihre Sicht auf die Wissenschaft zu schildern. Es macht keinen Sinn die Elfenbeintürme einzureißen, ihre Bewohner müssen rauskommen und auf Augenhöhe mit uns reden wollen.

 

(Bielefeld, 1985/2016/2020)