Schnelles Geld
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Horst Willenberg
Essen und Bielefeld
* 1954
Künstlerisch tätig seit 1968
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Hier: „Schnelles Geld“

 

„‘Schnelles Geld‘ mag profan klingen, aber worum geht es beim Geldraub? Das Geld muss so schnell verschwinden, dass keiner es sofort merkt. Das Geld muss schnell in einem Versteck landen, das nicht nachvollziehbar ist. Das Geld muss schnell möglichst schwer verfolgbar zerstreut werden. Und das Schwierigste: Das Geld muss schnell verfügbar sein, selbst und gerade dann, wenn die Täter unter Beobachtung geraten. So etwas ist in der heutigen Zeit leichter getan als gesagt!“ Eins wird im siebten Werk des Werner Vombusch vollends sichtbar: Seine Gedankensprünge muten wie Formulierungsfehler an. Der trivial erscheinende Titel „Schnelles Geld“ sollte als Aufforderung verstanden werden, den Inhalt nicht als banal abzutun.

 

Natürlich erscheint als gewöhnlich, ja abgeschmackt, mal wieder über Internetkriminalität zu lesen. Daran kann auch die Zahlenakrobatik der einführenden Zeilen, erstmal, nichts ändern. Wir lernen, dass der Gesamtmarkt der Börsen einen Jahresumsatz von Tausenden von Milliarden bewegt, wieviel 1 Milliardstel einer Million ist, mit welcher Geschwindigkeit das Börsengeld um den Globus kreist und wieviel Sekunden ein Jahr hat. Konkreter: 1 Milliardstel eines Euro jede Sekunde ein Jahr lang macht 4 Milliarden 733 Millionen und 640 Tausend – Peanuts bei Jahresumsätzen in Billionenhöhe. Den Banken Geld zu rauben, indem man sie zwingt, erstmal, rein rechnerisch, mehr Geld zu erzeugen, um nach dem Absahnen den alten Status Quo wiederherzustellen, einschließlich der Selbstvernichtung der beteiligten Software nach Auftragserfüllung, kommentiert einer der Beteiligten so: „Seien wir froh, dass wir der Natur in Manchem voraus sind, niemand sollte sich Viren wünschen, die, statt ab und an zu mutieren, gezielt von sich selbst abweichende Kopierregeln einführen und sich dann wiederum selbst auflösen, deshalb das Codewort für die Nanobots – Geisterarmee.“

 

Die Anleihen bei pandemischen Begleiterscheinungen setzen sich bei Geldverstecken und Zugriffswegen darauf natürlich fort, wir wissen ja inzwischen, Vombusch kann ein neues Spielzeug nicht aus der Hand legen, solange es nicht zerbeult und/oder zweckentfremdet in der Ecke landet. Um bei den Gleichnissen zu bleiben: Ein geimpftes System ist immer wehrhaft, aber nicht unüberwindbar.

 

Warum das schnelle Geld zum Schluss schnell futsch ist, möchte ich offenlassen. So viel sei aber gesagt, Werner Vombusch nutzt das Genre Krimi wie viele andere vor ihm zum intensiven Einüben der Charakterstudien, den Wechselwirkungen der Protagonisten als Ursache-Wirkungsgefüge der Ereignisse. Wissenschaftliche Methodik mit interdisziplinären Vorgehensweisen in einem Kriminalroman einzubringen, klingt weitaus abgehobener als denn die Art und Weise, wie Vombusch uns erzählend in die bereits möglichen Technikfolgen einführt.

 

Wie immer deuten die Schlussworte in eine nicht unbedingt rosige Zukunft: „Chef, jetzt ist das Geld ganz futsch, für die ebenso wie für uns!“ „Das macht doch nichts, WIR können es immerhin neu drucken!“

 

Das Buch wirkt etwas – runderneuert, refurbished würde mein Computerhändler sagen. Es ist wohl nicht das beste Werk des Werner Vombusch, aber das Schlechteste hat er mit Sicherheit immer noch vor sich.

                                                                                                         

 

 

Horst-Werner Willenberg - www.netzwesen.info - Bielefeld, 25.03.2022