Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Die Aussage 2+5*2:2,5 ist als 6 kurz beschrieben. 6 ist nicht allein Ergebnis vorgenannter Rechenoperation. 6 ist auch Wurzel aus 36, mehr noch Ergebnis aller in ihrer Anzahl unendlich vielen Rechenwege mit dem Ergebnis 6. Wir kämen nicht weit statt der Zahl allein zusätzlich alle Rechenoperationen zu benennen, die zu dem Ergebnis dieser einen Zahl führen. Die Mathematik macht es uns einfach, den Begriff einer vergleichbaren Aussage darzustellen. Sichtbar wird auch, inwiefern Analogien Einbahnstraßen sein können, denn während „2+5*2:2,5=“ unweigerlich zu 6 führt, bringt uns „6 = unendlich viel Möglichkeiten“ nicht einen Schritt weiter. Eine fertige Mahlzeit ist nicht ihre Rezeptur. Nicht ohne Kenntnis zulässiger Zusammenstellungen von Zutaten und Verfahrensweisen. Eine gültige Analogie herzustellen, einen sinnvollen Vergleich vorzunehmen, bedarf des Gleichklangs im Bewusstsein der Gesprächsteilnehmer. Um wieviel gewaltiger die Brisanz, nachvollziehbare Vergleiche herzustellen, wenn Rezeptur und Zutaten aus Naturkonstanten und Naturgesetzen bestehen. Wir sind nicht in der Lage, die Gesetze hinter den Konstanten festzuschreiben, ebenso wenig wie wir einschätzen können, wie konstant die Naturgesetze sind. Nehmen wir die Naturkonstante c = Lichtgeschwindigkeit (die absolut erreichbare Höchstgeschwindigkeit) und das formulierte Naturgesetz E=mc² (weder die ungeheure Temperatur der Sonne noch die Wucht eines mondgroßen Asteroiden im Aufprall auf die Erdoberfläche käme der den Massen innewohnenden Energien auch nur nahe) - beides in sich simpel erscheinend und dennoch einer grundlegenden Erklärung nicht einfach zugänglich. Natürlich lässt sich formulieren, dass c und somit die Lichtgeschwindigkeit, was in etwa 299.792,458 km/Sekunde entspricht, die erreichbare Höchstgeschwindigkeit im unserem Wissenschaftsverständnis darstellt. Aussagen wie: Das Licht braucht von der Erde zum Mond ungefähr 1 Sekunde, zur Sonne aber schon circa 510 Sekunden - sagen uns, um wieviel weiter die Sonne denn der Mond von uns entfernt ist. Würde das Licht die Erde umkreisen, raste es in einer Sekunde etwa 7-mal um die Erde, die Raumstation ISS braucht für eine Umrundung etwa 91 Minuten, ist also 38.220-mal langsamer als das Licht. Gäbe es eine Autobahn auf der Äquatorlinie und wir führen einmal rund um Welt, dauerte die Reise in etwa 420 Stunden oder fast 18 Tage unterbrechungsfreien Reisens bei 100 km/h. Haben wir nun ein Gefühl für die Konstante c entwickelt, ist es vernünftig es dabei zu belassen, dass wir Analogien herstellen können? Aus meiner Sicht nicht, es zeigen sich Grenzen, inwiefern Vergleiche, seien sie noch so zutreffend, eine Analogie herstellen können. Wieviel mehr Fragen wirft hier das Naturgesetz e=mc² auf, das die Gleichwertigkeit (Äquivalenz) von Energie und Maße beschreibt. E = Ruheenergie eines Körpers ist ein zig-faches höher als bspw. die Bewegungsenergie (kinetische Energie) einer Masse. Der abstürzende, in der Atmosphäre verglühende Satellit verdampft mit 1-Milliardstel der ihm innewohnenden Ruhenergie. Umgekehrt betrachtet, die Sonne verbraucht pro Sekunde rund 4 Millionen Tonnen Maße, aber ihre Gesamtmasse und die direkte Umsetzung der Ruheenergie lassen sie Milliarden von Jahren leuchten. E=mc² bleibt weiter einer verständlichen Analogie mit unseren Sinneseindrücken verschlossen. Leider ist es die Atombombe, die hier einen ersten Verständnisschritt zu erlauben scheint. So schwer es ist, den Wert einer Naturkonstante verständlich zu machen, so einfach, das Wesentliche aller Naturkonstanten zu benennen: Sie sind die Eichmaße der Naturgesetze. Hier geht es um das Zusammenspiel: 1 Liter Wasser wiegt bei 4 Grad Celsius 1000 g. Wärmeres Wasser wird leichter und umgekehrt. Wann Wasser gefriert oder siedet, hängt auch vom Luftdruck ab. Letztlich bewirken die Naturkonstanten die Naturgesetze, sind Randbedingungen der Abläufe. Allerdings gilt es hier zu betonen, wie sehr Analogien Sicherheiten schaffen können, die es gar nicht gibt. Naturgesetze sind eher Ziele, die wir unserer Natur gesetzt haben. Bspw. haben wir nicht den geringsten Hinweis, warum die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum (c0) die Höchstgeschwindigkeit im uns bekannten Universum darstellt, können aber aus Beobachtungen, Berechnungen und Schlussfolgerungen keine andere Wahl erkennen – wir betrachten die Lichtgeschwindigkeit als Naturkonstante. Unsere Beobachtungen, Berechnungen und Schlussfolgerungen bezüglich bzw. auf Grund der Wechselwirkungen der Konstanten nennen wir Naturgesetze – obwohl sie nur derzeit gültige Modelle unserer Anschauungen von Wirkung und Ursache im Zusammenspiel der Naturkonstanten sind – die erklärte Werte aus unserer Beobachtungsposition sind. Warum sind die Analogien die wir brauchen, wenn sich die Dinge unserer Intuition entziehen, mehr als ein Pfeifen im Wald? Vielleicht kann eine Analogie herhalten, um Analogien zu erklären, ohne in einem Zirkelschluss zu enden.
Toleranzen sind allerorten notwendig, wenn wir ackern, bauen, organisieren. Holz bspw. lässt sich unter der Bemaßung eines 1/10-mm kaum sinnvoll bearbeiten, es reißt, bricht, macht sowas nicht mit. Es ist nicht notwendig. Alles was wir aus reinem Holz bauen wollen, kommt mit plus/minus 10 mm auf einem Meter zurecht. Verklebungen, Zargen und Verschraubungen halten durch die ausreichende Flexibilität dennoch. Galvanisierungen und Mikrochips arbeiten mit entsprechend geringeren Abweichungen, obwohl es uns nie genug ist, ebenfalls ausreichend. Toleranzen im Sinne von Nennwerten, IST-Werten und belastungsfähigen Grenzabweichungen umgeben uns, sind Bestandteil der durch unsere Sinne erfassbaren Welt. Mit unseren Instrumentarien beherrschen wir inzwischen Toleranzen in millionstel-Bereichen. Die Beschichtungsdicken auf einem Mikrochip liegen bei 22 Nanometer (22-millionstel Meter). Hier lassen sich natürlich wieder Vergleiche heranziehen, bspw. ist ein Rötelnvirus fast 4-fach größer, oder eine Euro-Münze bis zu 100.000-mal so dick. Ob ins All oder ins Mikroskop geschaut, das Einzelne ist nie nur ein Teil des Ganzen und Ganze ist immer mehr als die Summe seiner Einzelteile. Ist das Ganze ein Fass ohne Boden? Lässt sich Ordnung ins Chaos bringen? Oder ist Ordnung mehr eine besondere Form des Chaos? Unsere besondere menschliche Leistung besteht darin, Vorhandenes handhabbar zu machen. Das ist keineswegs so einfach wie sich das anhört. Nehmen wir zum Beispiel ein unaufgeräumtes Zimmer. Der Zustand ist jedem bekannt. Nun hat es mit dem beispielhaften Zimmer etwas Besonderes auf sich. Es kommt uns unaufgeräumt vor, weil die mannigfaltig angelegten Ordnungsstrukturen in dem Raum uns allesamt unbekannt sind. Das Chaos entpuppt sich als Überangebot von Tendenzen, als sinnverwirrende Ordnung. Ein anderer Raum ist dafür tatsächlich chaotisch, weil keine Tendenzen für eine Ordnung angelegt wurden. Beide Nutzer der beiden Räume haben aber keine Schwierigkeiten sich in der eigenen Räumlichkeit zurechtzufinden. Beide Räume streben auf einen Zusammenbruch des Chaos zu, der eine, weil sich die Tendenzen entflechten und die Ordnungsstruktur jedem ersichtlich wird. Der zweite Raum wird jedoch im Chaos versinken, absehbar in einer Katastrophe enden. Die Tendenzen im Chaos sind nicht das Chaos selbst. Dennoch würden der aufgeräumte wie der unaufgeräumte Raum, sich selbst überlassen, auf Dauer derselben Verrottung unterliegen. Lässt sich diese Sichtweise auf den gesamten menschlich gestalteten Weltanteil übertragen? Ordnung ist eine seltene Erscheinungsform des Chaos, nicht umgekehrt! Das Chaos ist ein Gemenge aus verschiedensten Tendenzen, deren eine, vielleicht einzige Gemeinsamkeit im Potenzial der ordnungszerstörenden Vereinheitlichung besteht. Wobei die atomare Ebene, außer beim radioaktiven Zerfall, die unterste Grenze der Verfalls darstellt. Ordnung ist die von uns klar bevorzugte Tendenz, nur unter diesen Bedingungen ist Leben in unserem Sinne möglich. Ordnung ist eine Lenkung des Chaos, mehr noch eine geschickte Steuerung der nicht direkt zur Ordnung führenden Tendenzen. Womöglich begleitet von einer Anpassung unserer Selbst an einen neuartigen, funktionsfähigen, von uns aufgestellten Ordnungsbegriff. Die Zersetzungsprozesse in den erwähnten Räumen laufen sich selbst überlassen unterschiedlich schnell auf die eine Verrottung hinaus. Statt die Verrottung auf Biegen und Brechen abwenden zu wollen, sollten wir lernen den Prozess zu unserem Vorteil auszunutzen. Das alte Weltbild setzte Ordnung gegen das Chaos, das moderne Weltbild versucht den Trend gegebener Tendenzen zu beeinflussen. Eine Angleichung unserer Kulturordnung an die Naturordnung. Unsere Erde ist ein Raumschiff und es wäre unsinnig, unseren Abfall vom Kot bis zur Plastikverpackung in die Sonne schießen zu wollen. Unsere Ordnung muss nicht gegen ein Chaos aufrecht gehalten werden. Darf es nicht. Wir leben in jenem Zimmer, das chaotisch erscheint, weil wir die vielfältigen, sich überlagernden Ordnungsstrukturen nicht überblicken und diesen Wirrwarr nicht durchschauen können. Die Entstehung des Lebens ging nicht von uns aus – aber Leben erhalten im weitesten Sinne würde unsere Möglichkeiten sicherlich aufs Neue entfalten. Glas wandert in der Recyclingtonne, weil es leicht wiederzuverwerten ist. „Das ist zum Mäusemelken“ heißt nicht, uns gehen die Kühe aus, sondern WENN uns die Kühe ausgehen ist Mäusemelken keine Lösung. Oder die Haltung, „was soll man da machen“ – ist keine Resignation, sondern eine Ahnung, dass wir dem Chaos als unverstandene Tendenz der Naturordnung nicht durch neue Kulturordnungen allein entfliehen können. Die von Marx geforderte Renaturalisierung des Menschen muss einer quälenden Vision entsprungen sein. Die Ausmaße unserer ökologischen Nische wurden noch nicht gesprengt, aber bald erreicht. Wir brauchen nicht mit sämtlichen Möbeln von einer 10-Zimmer- in eine 3-Raum-Wohnung umziehen. Wir müssten nur aufhören unseren Lebensraum zwecks „Möbelproduktion“ zu „verkleinern“. Wie auch unsere Vorfahren wissen wir, dass jede neue Errungenschaft auch Nachteile birgt. Blei in Gold verwandeln ist möglich geworden, die Kosten liegen beim zig-fachen normalen Golds. Längst bekannt auch, Umweltschutz kann nur greifen, wenn sich alle daran halten. Nur werden wir auf Autos, Zigaretten, unverwertbaren Plastikmüll und vieles mehr als Endverbraucher nicht gänzlich verzichten. Wir, die Masse der Abnehmer, sind nämlich sehr stur. Solange für uns nicht ersichtlich ist, dass unser massenhafter Beitrag nicht durch ebensolchen Einsatz einzelner Monopole gewürdigt wird, kommt uns das einseitig vor. Müssen Zielsetzungen von oben kommen, weil sie dann leichter erkennbar und umsetzbar sind? Während sich alle Forschung bemüht, eine Mathematik des Chaos zu entwickeln, werden wir Handlanger, auch einfaches Volk genannt, hier unten mit dem Einmalseins der Ordnung nicht ganz fertig. In Anbetracht eines unaufgeräumten Zimmers wollen wir Herr über das Chaos werden – herrschen wollen und sich den Raum untertan machen trifft es ganz gut. Wir leben alle in einem Raum, jeder hält seine eigene Ordnung. Das Kuriose: selbst ohne Absprachen verhalten wir uns so als gäbe es welche. Wir können nicht völlig rücksichtslos sein ohne schnell und gänzlich unsere eigene Vorstellung zu opfern. „Ich blick´ nicht mehr durch“ ist keine Veränderung, „ich halte es nicht mehr aus“ schon. Tradition und Moderne verbinden, Verrottungsprodukte verwerten, egal welcher Abfall. Leuchten wir im Weltlauf kurz auf und der Rest ist ein lange stinkender, schmelzender Schutthaufen? Die erste Generation der Wegwerfgesellschaft geht allmählich in Rente. Die aktuelle Generation leidet wie alle anderen vor ihr am: Die Moderne Zeit nicht anhalten, aber die Traditionen leben lassen. Alle Vorteile mitnehmen, die Nachteile irgendwie vermeiden oder wenigstens ignorieren. Es wird schwierig, den Blick nach vorn zu richten, während uns die Vergangenheit einholt. Unsere Kinder werden mehr und mehr unsere Gläubiger weil wir mehr verbrauchen als durch Verwertungskreisläufe wieder zur Verfügung stehen wird. Alt plus neu = Neues Weltbild – dieser unterschwellige Glaube behindert uns, wirklich moderne Einsichten zu erlangen. Im Wesentlichen sagen die Bestandteile eines Rezeptes im Einzelnen uns wenig über den Geschmack des fertigen Gerichtes. Nicht jeder ist in der Lage einer vorgesetzten Mahlzeit die Zutaten, die Zubereitung und die Kosten zu entnehmen. Auch ist nichts dagegen einzuwenden, wenn ein teures, schwer verständliches Konzept von Wissenschaftlern der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Nur wenn Forschungszwecke und Forschungswege dahingehend verändert werden, dass sie den allgemeinen Bildungshorizont und den üblichen Lernmöglichkeiten angepasst sind, kann es zu einer dauerhaften Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Spezialisten und interessierten Laien kommen.
Mein Ansinnen ist es, Fachleuten zu ermöglichen die Welt des Laien anzufassen und andere Laien davon in Kenntnis zu setzen, dass Fachkenntnisse in die Wissenschaftsmethoden zu erlangen nicht Wissenschaftlern vorbehalten sein darf. Halb gebildete Menschenverführer finden sich zu Hauf im Lager der Wissenschaftler. Vor Ihnen sollte die seriöse Wissenschaft die Laien schützen.
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