Sprechübung # 19900712
Sprache ist gradlinig, eindimensional zu benutzen. Obwohl Sprache an sich linear ist, muss das Sprachverständnis nicht zwingend auf jede Verflechtung oder Rückbesinnung verzichten. Dies und andere Anregungen sind es, denen nachspüren ist.
Wir können zur Sprache ein Verhältnis haben wie ein erstauntes Kind zu einer angenehmen Überraschung. Dass Gesprächsbeziehungen überhaupt möglich sind, dieses alltägliche kleine Wunder erstaunt zwischendurch zutiefst, versöhnt mit der Sprache, auch wenn sie nicht unschuldig daran ist, wie wir sie gebrauchen. Sprache engt nicht ein. Sprache ist mehr als nur Darstellung. Sprache ist sich selbst Subjekt und Objekt. Sprache beschreibt sich selbst. Sprache erörtert nicht nur Gedachtes, kann immer noch weiter über das Denkmögliche hinaus.
Sprache kann sich selbst umfassen. Das Größte ist dem Kleinsten gleich; sprach die Sprache – und fängt von vorne an. Damit schließt sich der Kreis dessen, was zum Sprechen gesagt sein wollte.
(1990 / 2012)
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