R. ... Lifestyle
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Horst Willenberg
Essen und Bielefeld
* 1954
Künstlerisch tätig seit 1968
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Roland abonniert Lifestyle

„An fing es denkbar harmlos. Ich habe doch nur ein wenig Spaß gewollt. Wirklich süchtig bin ich auch nicht. Es bereitet mir halt Vergnügen. Ich kann andere teilhaben lassen. Es lässt sich verschenken. Eigentlich braucht es jeder und fast jeder, na gut, ganz viele haben es. Es ist Ausdruck unserer Zeit, unseres Zeitverständnisses, weit mehr als eine Mode, Lifestyle eben. Es mit Designerdrogen zu vergleichen ist nur ein billiger Trick von Menschen, die totlangweilig sein wollen. Dass es so leicht zu beschaffen ist, dass fast jeder, der es hat, gleich ganz viele Zwischenhändler kennt, und wie billig es ist… Gut, natürlich gibt es da Auswüchse, Verlust von Selbstkontrolle und so.

 

Wenn jemand, dem ein Handy und ein Internetvertrag schon gehören, für jemanden, der auch schon einen Vertrag hat, ein Handy mit zwei Internetverträgen kauft… Oder wer sich ständig bei neuen Anbietern einkauft, aber die Überschneidungen der laufenden Verträge ignoriert… Ja da wird doch nicht mehr richtig gerechnet. Aber zurück zu mir. Vielleicht habe ich ja ein ganz klein wenig zu viel haben wollen.  Mir ging es ja darum, wirklich stimmige Klingeltöne zu bekommen. Klar gibt es kostenlose Standardvorlagen auf den Handys, aber erst in einer großen Auswahl lässt sich bestimmen, was zu welchem Anrufer passt. Selbst bei drei Dutzend Anrufern schon vom Klingelton her entscheiden zu können, wer mich zu sprechen wünscht. Echt schick ist aber die Möglichkeit, Anrufbeantwortertexte herunterladen zu können.

 

Nicht nur allgemein oder je nach Anrufer und/oder Situation einen Text aufzulegen, sondern auch der eigenen Gemütslage entsprechende Hörstücke – dass erfordert schon ein geschmackvolles Repertoire und den entschlossenen Einsatz entsprechender Finanzmittel. Vielleicht, ja wirklich, vielleicht hätte ich die Konditionen hinterfragen sollen. Aber eigentlich ist es doch logisch, ein Abonnement auf so einfach kopierbare Leistungen zu legen, um den absehbaren Wildwuchs wirtschaftlich auszugleichen. Nicht nur die Leichtigkeit der Dinge („…senden Sie eine SMS an…“), sondern der direkte Austausch mit Freunden, Bekannten und ja, selbst Reisebekanntschaften („…ich gebe es Dir mal eben per Bluetooth rüber...“), das alles macht es so einfach, sich dazu gehörig zu fühlen. Tja, und dazu gehört eben auch zu zahlen. Nur…“ Schroff unterbrach mich Sabine.

„Ja, ja… Nur! Nur hast Du keinen Prepaid-Vertrag. Dann könntest Du einfach die Sim-Karte des Telefons fortwerfen und eine neue kaufen. So laufen auf Deinem Vertragshandy fast 40 Abo-Verträge für Klingeltöne, Ansagetexte und einiges, von dem Du vielleicht nichts wissen willst. 38 Verträge, mindestens mal 4, macht € 162,-- monatlich Minimum. Ich wage gar nicht zu fragen, was davon wirklich zum Einsatz kam. Nur 1 Euro pro Abo, ja klasse, für die Anbieter versteht sich, weil das dann wöchentlich gilt, was natürlich erst auf der Monatsrechnung sichtbar wurde. Verträge mit unbegrenzter Laufzeit!“

Mich beschlich das Gefühl, dass Sabine nun richtig sauer würde.

„Aber Du hoffst monatelang, diese Probleme würden sich von allein erledigen. Dass erst der Verlust der Urlaubskasse Dich zur Besinnung bringt ist es, was mich wirklich nervt. Ich habe der netten Dame an der Hotline Deiner Mobilfunkgesellschaft gegenüber behauptet, was Sie mir zwischen den Zeilen nahegelegt hat. Dass es um ein Handy geht, dass Du Deinem minderjährigen Neffen spendiert hast und Du alle Abos Deines Handys auf dieser Grundlage sofort gekündigt bekommen hast. Ich hoffe Du weißt, wie dunkelblau das Auge ist, mit dem Du nun davongekommen bist!“