Terraforming
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Horst Willenberg
Essen und Bielefeld
* 1954
Künstlerisch tätig seit 1968
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Hier: „Terraforming“

 

Auch in seinem zweiten Werk bleibt Werner Vombusch der inzwischen von ihm bekannten Spiegelfechterei treu. Nach wie vor lässt er uns nicht über seine Absichten im Unklaren, sondern teilt diese einfach nicht mit uns. Was zuerst nach einem weiteren Schritt in unabsehbare Zukünfte aussieht, Venus, Mars, Jupitermonde besiedelbar machen, all diese Unternehmungen entpuppen sich als Hochrechnungen, mehr noch Spekulationen über Luftschlösser auf Sand gebaut.

 

Nachdem Werner Vombusch ein „könnte so sein“ auf ein „wäre nett, wenn“ zurechtgestutzt hat, lädt er uns nicht etwa ein, den jahrhundertelangen Weg zum Ozean auf dem Mars mit ihm zu beschreiten, sondern wechselt, ohne jede Vorwarnung, in das Szenario eines kosmischen Provinzbahnhofs, der Saturn auf 90 Grad versetzt, in einer guten Aussicht gebührenden Entfernung zu den Ringen umrundet. Doch noch bevor wir uns staunend der Vielfalt hingeben können, ist der lesende Beobachter plötzlich Teil einer Kontrollgruppe der das Simulationsstudio finanzierenden Einrichtungen, dessen Zweck die Vorbereitung einer Begegnung mit außerirdischen Besuchern sein soll.

 

„Terraforming“ bezieht sich nicht etwa auf Welten, die der Erde angepasst werden, sondern auf hypothetische Außerirdische, deren Aussehen, Auftreten und Verhalten verändert wird, um auf der Erde unerkannt zu bleiben. Dies erfordert Kommunikationsstrategien mit den „Außerirdischen“, basierend auf deren Herkünften und Umgebungsszenarien.

 

„Terraforming“ ist der Institutsname und seit zwei Jahrzehnten dem Projekt SETI (Suche nach Radiosignalen außerirdischer Herkunft) angegliedert. Der Erzähler der bisherigen Handlung gibt sich als langjähriger Mitarbeiter zu erkennen, den einige wenige, aber weitgreifenden Fragen beunruhigen. Warum sind die Beteiligten der all die Wesen und Szenarien entwerfenden Thinktank-Gruppe anonym? Woher kommen die Schausteller und Kostüme der „Fremden“ und warum leben diese Probanden völlig abgeschirmt in unterirdischen Einrichtungen?

 

Werner Vombusch erlaubt der Handlung die Entwicklung zur allseits bekannten Machtübernahme durch eine Fünfte Kolonne unerträglich mächtiger Fremdwesen, die den herumstöbernden Mitarbeiter in die unterirdischen Räumlichkeiten entführen. Doch nun folgt keine Lektion der Art Ausbeutung und Unterdrückung, sondern die Klarstellung, dass „Terraforming“ sich tatsächlich auf die Erde bezieht und Probanden wie er selbst Ziel der Umgestaltung sind, damit die Erde auf die umfassende Begegnung mit Außerirdischen vorbereitet wird.

 

Ende gut, alles gut, könnte es hier heißen, wenn es nicht Werner Vombusch wäre. Deshalb nur ein Zitat zur Andeutung, wie die Erzählung weitergeht, in der zweiten Hälfte, nach den folgenden überleitenden Sätzen inmitten des Buches:

„Zwischenbericht: Ob die Kontrollgruppen zusammenwachsen können und werden, ist weiterhin offen. Nach wie vor sind die Beteiligten je nach Stellung im Institut mit Obrigkeitsdenken und Unterwerfungsritualen beschäftigt, anstatt gemeinsam nach den sie lenkenden Kräften Ausschau zu halten. Jetzt von unserer Seite einzugreifen, hätte eine zu große Schockwirkung. Deshalb die Empfehlung, das Solarsystem komplett aus dem Nachrichtennetzwerk herauszunehmen und die Quarantäne des solaren Systems um mindestens ein terranes Jahrhundert zu verlängern.“

Ein moderner Klassiker – sehr lesenswert.

Horst-Werner Willenberg - www.netzwesen.info - Bielefeld, 11.01.2022